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Unverarbeitetes Trauma was tun?

Immer wieder kommen Flashbacks, wir fühlen uns krank und die Ärzte finden nichts. Kann es sein, dass wir vielleicht unverarbeitete Traumata mit uns herumtragen?

Immer wieder kommen Flashbacks, wir fühlen uns krank und die Ärzte finden nichts. Kann es sein, dass wir vielleicht unverarbeitete Traumata mit uns herumtragen? Das sollten wir prüfen.

Unverarbeitetes Trauma


Unverarbeitetes Trauma was tun?

Gleich vorweg ganz klar etwas, das niemand machen muss. Die Vorstellungen der Traumatherapie und Trauma-Auflösung sind weiter fortgeschritten, als es manchmal dargestellt und viel öfter angenommen wird. Niemand muss sich dazu massiv motivieren oder gar zwingen lassen, seine traumatischen Erlebnisse zu erzählen und nach ihnen zu forschen. Unser Unterbewusstsein schützt uns davor, allzu schlimme Erfahrungen zu erinnern, damit wir nicht immer wieder neu von den gleichen Erlebnissen belastet werden. Woran man sich nicht erinnert, das muss man nicht durch Druck verändern.

Man darf keine Erinnerungen bearbeiten, bevor man sich in der Lage fühlt, damit auch umgehen zu können. Deswegen sind „Quick and Dirty“ Lösungen, viele fragwürdige Methoden aus dem esoterischen Bereich und auch tiefenpsychologischs Vorgehen oder eine Aufstellung sehr gefährlich und mit großer Vorsicht zu genießen.

Erinnerungen lassen sich zudem nicht erzwingen, sondern geben sich sozusagen von alleine dann preis, wenn es geschieht. Das können wir nicht heraufbeschwören und das sollten wir auch nicht herausfordern. Wenn wir stark genug und stabil sind, dann können wir mit der notwendigen und angemessenen Unterstützung an die Aufarbeitung gehen, wenn wir das unbedingt wollen.

Um gut durch den Alltag zu kommen ist es nicht wichtig, dass man alles aufarbeitet, was einmal gewesen ist. Das ist so albern und falsch wie es nur sein kann. Man darf diese Dinge nicht um jede Konsequenz erforschen wollen und danach noch tiefer abrutschen, obwohl unser Unterbewusstsein eine Art Safe gefunden hatte, in der es abgelegt war. Vor allem dann, wenn ich selbst das nicht möchte, hat niemand das Recht, mich zu bedrängen – auf gar keinen Fall.

Das ist auch ein Grund dafür, warum wir Zeit brauchen. Wir müssen unseren Alltag leben können, Gefühle verarbeiten lernen, die schönen Seiten des Lebens wieder sehen können und uns besser, stärker und dem Leben gewachsen fühlen, bevor wir ein Trauma angehen und es in der Tiefe bearbeiten.

Traumafolgestörungen

Es kommt seelisch und körperlich zu Störungen, wenn wir Traumata nicht auflösen und nicht verarbeiten können. Nochmals klar gesagt: Das bedeutet nicht, dass wir alles aus der Vergangenheit aufarbeiten müssen. Die nachfolgenden Dinge können Anzeichen dafür sein, dass wir ein Trauma nicht verarbeitet bzw. aufgelöst haben und in der Gegenwart damit immer noch überfordert sind.

Körperliche Traumafolgestörungen

  • Ekel vor dem eigenen Körper
  • Empfindungsstörungen
  • Verspannungen
  • Diffuse Schmerzen
  • Hormonstörungen
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Alpträume
  • Flashbacks
  • Körpererinnerungen

Seelische/geistige/soziale Traumafolgestörungen

  • Schreckhaftigkeit
  • Reizbarkeit bzw. unkontrollierte Gefühlsausbrüche
  • Überwachsamkeit
  • Kontrollbedürfnisse
  • inneres Wiedererleben traumatischer Situationen
  • Vermeidungsverhalten
  • Scham- und Schuldgefühle
  • Empfindung von Leere und Hoffnungslosigkeit
  • Rückzug sowie verstärktes „Dichtmachen“
  • Depressionen
  • Ängste
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Konzentrationsstörungen
  • Halluzinationen
  • Gedächtnisverluste
  • Vertrauensverlust
  • Beziehungsstörungen
  • Verlustangst

Die Posttraumatische Belastungsstörung

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS/PTSD) nennt man es, wenn die traumatischen Ereignisse über einen längeren Zeitraum nicht verarbeitet werden können und die Belastungen bzw. Einschränkungen massiv sind. Die genaue Diagnostik ist hierbei jedoch nicht Ziel der Darstellung / Schilderung. Hier geht es nur darum, auf etwas hinzuweisen, was zu diagnostizieren in professionelle Hände gehört.

Es kommt hierdurch oftmals zu:

  • Ängsten
  • Zwangsstörungen
  • Depressionen
  • Essstörungen
  • Somatisierung
  • Selbstverletzungen
  • Suchterkrankungen
  • Borderline Störung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Das Trauma zerstört also durchaus nach und nach Körper und Seele, wenn es schwerwiegend/intensiv genug war und nicht verarbeitet wird. Oftmals findet man keine körperlichen Ursachen und beruhigt leider zu oft die Menschen, die sich hilfesuchend an die Ärzte wenden, weil man „nichts finden kann“. Natürlich ist das nicht pauschal so zu sagen, aber es kommt durchaus häufig vor. Das ist natürlich auch der Überlastung des Gesundheitssystems geschuldet, dessen Name manchmal auch schon lächerlich wirkt. Manchmal fehlen aber auch den Ärzten die Informationen und leider auch die Sachkenntnis. Durch die Überlastung und unzumutbare Terminvergaben bei Psychiatern und Psychologen wird dann eine Diagnostik oftmals einfach unmöglich. Genau das ist eben leider kein „Gesundheitssystem“.

Kriterien, die eine Überprüfung bzw. Diagnose anraten sind vor allem:

  • Flashbacks (Wiedererleben des Traumas wie bei einem Echo)
  • Vermeidungsverhalten, der Dinge bzw. Sinneswahrnehmungen oder körperlichen Zustände, die in Zusammenhang mit dem Trauma stehen oder stehen können.
  • Anhaltende Übererregung durch den chronischen/ traumatischen Stress.

Bruchstücke können ausreichen, eine Unsicherheit auszulösen, ohne dabei immer einen möglichen Rückschluss zuzulassen. Es ist also oftmals vollkommen unklar, woher die Belastung kommt. Daher können wir auch nicht gut darüber informieren und auch nicht nach der richtigen Lösung suchen. Das oben angesprochene Problem des Gesundheitswesens hierzulande tut dann leider oftmals sein Übriges dazu. Daher ist es wichtig, sich mit diesen Informationen nicht zu quälen oder „krank zu reden“, sondern mit diesen Verdachtsmomenten entsprechende Hilfe zu suchen.

Wichtige grundlegende Hinweise

  • Selbstdiagnostik ist Unsinn.
  • Wenn ein Ansprechpartner (Arzt, Psychiater, Coach, Heilpraktiker oder wer auch immer) nicht zuhört oder auf Fragen und Bedenken entsprechend eingeht, aufstehen und gehen.
  • Es gibt eine große Zahl von Ansprechpartnern und ich darf und muss für mich selbst auswählen.
  • Alle arbeiten in Netzwerken miteinander und tauschen sich aus. Wer nicht helfen kann oder nur teilweise, der gibt sicherlich gerne Empfehlungen, wenn es möglich ist.
  • Selbsttherapie führt an sich niemals zum Erfolg.
  • Bei Fremd- oder Selbstgefährdung muss ein Mensch sofort entsprechend beurteilt werden (professionell) und gehört ggf. sofort in eine Klinik, die sich gut um ihn kümmert.
  • Hypnosystemisches Coaching und Psychologische Beratung kann sehr gute Hilfestellung für den Alltag geben und diesen aushaltbar machen, bis eine Psychotherapie möglich sein kann. Manchmal ist das alleine auch ausreichend, was aber der Einzelfall hergeben muss.
  • Medikamente ohne entsprechende therapeutische Interventionen, die der Betroffene auch annehmen kann und möchte, machen schnell abhängig und sind sehr gefährlich. Man muss sich hier auch klar machen, dass der Antrieb durchaus schnell aufkommen kann, aber die Gedanken immer noch diffus sind. Wenn Ängste und Depressionen mit einem aufflammenden Antrieb zusammentreffen, dann wird dies oft zum Molotov Cocktail für diese Personen.
  • Nicht aufgeben und weiter nach Hilfe suchen und sich dabei einen Freund suchen ist ebenso wichtig.

Wir müssen zumeist die folgenden Elemente berücksichtigen:

  • Stabiler Alltag und äußere Sicherheit müssen gegeben sein/werden.
  • Ein behutsames Vorgehen mit sanftem Anfang ist wichtig.
  • Gefühle müssen wieder wahrgenommen und auch verarbeitet werden können.
  • Die Situation muss verstanden werden und die Zusammenhänge müssen klar werden. Hier ist nicht die Schuldfrage entscheidend, sondern der gesamte Zusammenhang.
  • Verabschiedung des Erlebten. Der Belastungszustand muss beendet werden und auch wirklich abgelegt. Es darf nicht immer wieder zu einer Retraumatisierung kommen – ob durch die äußere Realität oder das innere Erleben.
  • Beruhigung des Erlebens körperlich und seelisch.
  • Trauer muss verarbeitet werden dürfen.
  • Es braucht die richtige Hilfe – oftmals aus mehreren Elementen bestehend.
  • Beginnen, achtsam und vorsichtig vorgehen und nicht aufgeben, aber durchaus Pausen machen.
  • Körperliche Entspannungstechniken sind wichtig. Yoga, Tanzen, Tai-Chi und viele andere Möglichkeiten helfen sehr gut weiter.

Noch einmal ganz klar: Niemand muss sein ganzes Leben Qualen aushalten und sich abfinden. Keine Aussage – egal ob auf dieser Seite oder aus anderer Quelle – kann und darf so hingenommen werden. Wichtig ist es, wenn man sich hier wiederfindet, den Anfang zu machen und sich zu erkundigen. Gerne stehen wir für ein Gespräch zur Verfügung und helfen so gut weiter, wie es geht bzw. verweisen an entsprechende Stellen. Nicht aufgeben, sondern wieder Freude am Leben finden können, darum geht es. Das ist möglich, auch wenn es Zeit braucht. Je länger wir warten, desto schlimmer können wir es machen.

Wo bekomme ich Hilfe?

Gerne bei Rückfragen oder auch akuten Themen bitte Kontakt aufnehmen. Manchmal braucht es eine kurze Hilfestellung und manchmal eine schnelle Intensivhilfe. Jeder Mensch braucht eine andere Lösung, aber wir schaffen es eben meist nicht von alleine.

5 Gedanken zu „Unverarbeitetes Trauma was tun?

  1. Michaela

    Danke, dass ich wieder ein Leben habe. Viele Jahre Therapie brachten nichts und bei dir ging es schnell und leicht, dass ich loslassen konnte.

    Antworten
  2. Barbara

    Ich hätte ohne dich nicht verstanden, was meine Eltern dazu beigetragen haben, wie mein ganzes Leben verlaufen ist. Ich habe endlich festen Boden unter den Füßen und wir haben uns ausgesprochen. Das war wirklich nicht einfach, aber es hat wirklich das gebracht und ist so gekommen, wie du gesagt hast. Danke für mein neues Leben Arno.

    Antworten
    1. Arno Ostländer

      Das kann man so nicht sagen, aber müssen muss man nichts. Wollen wir telefonieren und über das beste Vorgehen sprechen?

      Antworten

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