Immer wieder hatte er sie geschlagen und sie hatte alles leise ausgehalten. Wie sollte sie hier raus kommen? Diese Erlebnisse und die Veränderung dazu haben mich sehr berührt.
Erster Kontakt
Sie rief mich mit trauriger und unsicherer Stimme an und sagte unter Tränen am Telefon, sie möchte gerne einen Termin bekommen. Wir haben uns sehr kurzfristig verabredet, auch wenn ich gerade nicht viele offene Termine hatte, denn es klang wichtig und dringend. Sie wollte am Telefon nicht näher darauf eingehen, was ich nachher leicht verstanden habe. Es war nur ein kurzes Telefonat und es hatte mich sehr beschäftigt.
Die zitternde Begegnung
Wir trafen uns bald in meiner Praxis. Sie war sehr verschwitzt, verunsichert, ängstlich und sah sich um, als habe sie Angst verfolgt zu werden. Diese Angst bestand wirklich, wie sich bald herausstellte. Immer stand sie unter Beobachtung und es war nicht ungefährlich, sich von ihm mehr als eine oder zwei Stunden zu lösen. Ihre Freundin ging in der Zeit für sie einkaufen, damit sie die Zeit hatte, den Termin wahrzunehmen. Sonst hätte sie nicht erklären können, warum sie nicht zur Verfügung stand. Den Grund hätte sie ihm natürlich niemals gesagt.
Er hatte sie zum letzten Mal geschlagen
Sie bracht zuerst einmal in Tränen aus, als wir in die Praxis gingen. Als sie wieder einigermaßen Luft bekam sagte sie „Er hat mich zum letzten Mal geschlagen.“ Dann erzählte sie mir unter Tränen die Geschichte, wegen der sie zu mir kam. Der Ehemann war nicht der erste und nicht der einzige Mann, der sie geschlagen und misshandelt, verachtet und wie Dreck behandelt hatte. Das erlebte sie auch schon bei ihrem Vater, dem Onkel und dem Bruder und ihrem Ex-Freund. Nun hatte sie endgültig genug. Sie war körperlich schon lange nicht mehr geschlagen worden, aber so viele Worte von ihm schmerzten noch viel mehr als das, was sie körperlich erlitten hatte. Das Maß war voll und sie wollte endlich aus diesem lebensunwürdigen Dasein entkommen.
Wie sie aufgewachsen war
Als Kind hat sie oft erlebt, wie die Eltern sich gestritten haben. Die Mutter mache sie dafür verantwortlich, dass der Vater keine Liebe geben konnte und dieser hat von ihr die Zärtlichkeit erzwungen, die von der Mutter nicht kam. Beide spielten sie gegeneinander aus und beide schlugen sie und zwangen sie in unwürdige Rollen. Statt eine Beziehung zu einander zu haben, hatten Mutter und Vater ihr Kind missbraucht, den Partner zu ersetzen. Und wehe sie funktionierte nicht. Dann gab es erst recht Liebesentzug, Kälte und noch mehr Schläge. Der Onkel war dann der erste Mann, mit dem sie Sex haben sollte – natürlich unfreiwillig. Ihm öffnete sie sich und er war zuerst sehr fürsorglich und bedrängte sie nachher noch mehr als der Vater. Sie war elf Jahre alt, als er das erste Mal in sie eindrang. Später kam dann noch der Bruder hinzu, an den sie sich auch in ihrer Hilflosigkeit wandte. Der erste Freund war dann ein harter Typ, der – so der Plan – sie hier herausholen sollte. Mit ihm erlebte sie das gleiche und er begann sie zu schlagen.
Ihre Ehe
Sie dachte, dies sei ihre Rolle, sie müsse gehorchen und Frau sein. Immer machte sie sich zurecht, zog sich gut an und überschminkte Verletzungen sowie Traurigkeit. Das sollte auch bei ihrem Mann so sein. Der zuerst sensibel wirkende Mann wurde nachher der schlimmste Albtraum. Er verlangte immer mehr Gehorsam und sie glaubte, sie müsse funktionieren. Im Sex hatte sie sich hinzugeben, das Haus musste sauber und sie eine Lady sein. Gefühle hatte sie nicht zu haben.
Es wurde immer schlimmer
Er hatte damit aber noch nicht genug. Sie sollte auch anderen Männern dienen, da er immer mehr Potenzprobleme hatte. So schaffte er Kontakte und sorgte dafür, dass sie Sex mit anderen Männern hatte. Sie sollte es ihm zum Gefallen tun, aber keinen Spaß haben. Er wollte herrschen, genießen und der Macher sein und sie sollte das Aschenputtel sein, die alles tat, was er wollte. Danach wurde sie geschlagen, weil sie sich ja wie eine Schlampe verhalten, den anderen Mann angelächelt hatte oder wirklich sich einmal kurz gut gefühlt hatte. Später hatte sie sich ganzen Männerrunden hinzugeben, auch wenn sie es nicht wollte.
Der andere Mann
Irgendwann ergab es sich, dass einer dieser Männer es spürte, dass sie keine Lust hatte und dieser Mann sehr zärtlich zu ihr war und sich nur darum kümmerte, dass sie gestreichelt und massiert wurde. Es kam nicht zu den üblichen sexuellen Handlungen. Der Ehemann ärgerte sich, wurde noch brutaler und sie zog sich immer mehr zurück. Es ging also vielleicht doch anders, aber vielleicht war das auch nicht so. Diese eine Ausnahme konnte ja auch gar nicht wirklich sein, oder? Der Traum war geboren, aber er schien so unmöglich.
Der seelische Schmerz wuchs weiter
Es verging ihrem Mann durch dieses Erlebnis irgendwann, dass er sie zur Verfügung stellte. Die körperlichen Übergriffe endeten, aber Angst, Druck und Kontrolle wuchsen an. Sie konnte nichts mehr alleine unternehmen, hatte immer mehr Ängste entwickelt, fühlte sich krank und leblos. Das Leben plätscherte nur noch so dahin. Es war egal, ob es irgendwann einmal zu Ende sein würde, wertlos war es ohnehin schon.
Es gibt ihn wirklich
Dann aber begegnete sie diesem einen Mann wieder. Er sprach sie an und sie war voller Freude, dass er sich an sie erinnerte. Beide trafen sich einige Male heimlich, wobei es nie zu Sex kam, sondern nur zu Umarmungen und Nähe – ganz unaufdringlicher Nähe. Er schien an ihr interessiert zu sein und es gab anscheinend auch Männer, die nicht so waren wie der Vater, der Bruder, der Onkel, ihr damaliger Freund und ihr Mann. Es schien wirklich möglich zu sein. Dadurch wuchs das Gefühl immer weiter, dass sie das Leben verlassen wollte, in dem sie mit knapp 50 Jahren feststeckte.
Er hat mich zum letzten Mal geschlagen
Hier war dieser Satz wieder. „Er hat mich zum letzten Mal geschlagen.“ Sie fühle sich immer noch geschlagen, belästigt, bedrängt, der permanenten Kälte ausgesetzt und misshandelt. Aber sie hatte nun erlebt, dass es auch anders geht. Sich zu trennen schien unmöglich, denn sie war ja finanziell anhängig. Aber nun war es eine andere Situation, denn sie wollte jetzt. Wenn man etwas will, dann wird es möglich. Sie hat begonnen, nebenbei etwas zu verdienen, womit sie sich die Gespräche ermöglichte, hat sich dann mit ihrer Chefin geeignet, die Teilzeitstelle auszudehnen und hatte sich wegen Prozesskostenhilfe erkundigt. So konnte sie gegen ihn vorgehen, falls es nötig war. Die damaligen Dinge anzuzeigen schien nach der langen Zeit nicht mehr sinnvoll, so sagte sie. Zudem wollte sie auch nicht mehr in die Details einsteigen, denn sie wollte damit abschließen. Es sollte nicht mehr dazu kommen – auch nicht mehr in Gedanken.
Wie sie es geschafft hat!
Sie hat sich wirklich von ihm getrennt. Zuerst bedrohte er sie, sie ging auch kurz zurück und dann kam der Mut auf, weil es ihr egal war, was geschehen würde. Als er diese Entschlossenheit spürte, war er auf einmal kraftlos. Sie kam immer mehr zu sich, arbeitete Vollzeit und wohnte einige Monate bei einer Freundin, bis sie eine eigene kleine Wohnung hatte. Heute ist sie frei, glücklich und in einer neuen Beziehung – sie ist glücklich. Es ist nicht der Mann, der ihr damals zeigte, dass es auch anders geht, aber ein ebensolcher Mann. Beide lieben sich wirklich aufrichtig und führen eine wunderbare Beziehung. Sie hat ein regelrechtes Makeover hinter sich und ist ein neuer Mensch. Zudem hat sie abgenommen und sieht viel besser sowie strahlender aus, ist gesünder und vitaler.
Meine Gedanken dazu
Ich vergesse nie, wie ängstlich sie mir begegnete und wie herzlich sie mich nach einigen Terminen immer drückte und in den Arm nahm. Ich bin dankbar dafür, dass ich Teil dieses Prozesses war. Ihr Mann ist natürlich nicht glücklich damit, denn in seiner Welt hatte er sein Spielzeug verloren und ich war natürlich ebenso böse wie der andere Mann, der zärtlich und liebevoll zu ihr war. Ich wünschte ihm, er könnte auch den Mut haben, an sich zu arbeiten. Leider ist er noch nicht da, hat aber damit aufgehört, den anderen Mann, mich und seine Ex-Frau zu belästigen – und das ist auch schon einmal ein Anfang. Was ist deine Sehnsucht?
Hallo Arno und danke für deine Hilfe. ich hatte mich so lange nicht getraut, weil ich bei Polizei, Arzt und überall immer alles angeben musste und man direkt loslegen wollte, Dir ging es nur um mich und darum, mir zu helfen. So habe ich dann irgendwann den Mut gefunden und bin dann nach Jahren in der Hölle endlich gegangen. Das war meine Befreiung. Seit ein paar Jahren bin ich endlich in einer glücklichen Beziehung mit Vertrauen und Nähe. Ohne dich wäre ich noch immer im Alptraum gefangen. Danke für die schöne Zeit, die liebevolle Hilfe und den Mut, den du mir gemacht hast.
Danke für deine Hilfe. Heute kann ich sagen, du hast meine Geschichte gut wiedergegeben und mir geht es dank deiner Hilfe wirklich gut. Nochmals vielen Dank. Mein Leben hat sich verändert. Dazu brauchte es deine Hilfe und meinen Mut, zu dir zu kommen. Ich habe das viel zu lange ausgehalten und kann nur jeder Frau in einer solchen Situation raten, sich Hilfe bei dir zu holen.
Danke für den Text. Ich kann es auch nicht mehr aushalten und ich habe auch schon mal angerufen. Jetzt werde ich mich wohl wirklich nochmal melden, denn er hat es schon wieder gemacht und ich fühlte mich am Telefon schon gut aufgehoben, aber ich dachte, dass er sich wieder ändert und wir es schaffen. Das muss ich wohl einsehen, geht nicht.
Freut mich. Gerne. Es lohnt sich immer finde ich.
Arno